Die neue Doppelspitze der bayerischen Volksmusik
Alois Schmelz und Sebastian Gröller leiten künftig unsere Abteilung Volksmusik. Beide stammen aus Niederbayern, beide sind mit der Volksmusik aufgewachsen, beide bauen auf ihre große gesellschaftliche Kraft, beide wollen möglichst viele Menschen begeistern. Wir stellen die Doppelspitze vor.
Alois Schmelz
Wer bist Du?
Ich heiße Alois Schmelz (*1969) und stamme aus Niederbayern. Aufgewachsen bin ich im elterlichen Schmiedebetrieb in Malching am Inn im Landkreis Passau. Derzeit wohnen meine Frau und ich in München-Giesing und Malching.
Wie bist Du zur Volksmusik gekommen?
Als ich zehn Jahre alt war, haben vier erwachsene Männer in meinem Dorf eine Blaskapelle gegründet. Ich bekam eine Trompete geschenkt und war von Beginn an dabei. Gespielt wurde Volksmusik, Schlager und Blasmusik. Meist auswendig ohne Noten. Im Jahr 2004 haben wir in München die Kapelle G.rag und die Landlergschwister gegründet und haben seither Zwiefache, Walzer, Polkas und mehr im Repertoire.
Was spielst Du?
Ich spiele Flügelhorn, Trompete, Basstrompete, Es-Trompete und Schafkopf.
Was ist für Dich Volksmusik?
Volksmusik hat eine große gesellschaftliche Kraft. Für Kinder und Jugendliche ermöglicht sie einen einfachen Zugang zur Musik, egal ob in der Schule, im Trachtenverein oder in der Blaskapelle. Volksmusik verbindet Jung und Alt spielerisch über das gemeinsame Singen, Musizieren und Tanzen. Sie bindet Fremde mit ein, hebt Sprachbarrieren auf und macht einfach großen Spaß!
Woher kennst Du Sebastian?
Sebastian saß vor vielen Jahren eines Abends bei uns im Probenraum in Giesing. Von da an sind wir uns immer wieder begegnet und seit einigen Jahren spielen wir gemeinsam bei den Landlergschwistern in einer Kapelle. Ich freue mich sehr darauf, mit ihm nicht nur gemeinsam Musik machen, sondern auch zusammen beim Landesverein arbeiten zu dürfen!
Was ist der Landesverein für Dich?
Die Mitarbeiter des Landesvereins für Heimatpflege engagieren sich bayernweit mit großem Einsatz für viele der Themen, die mich beschäftigen, seitdem ich in meinem kleinen Dorf in Niederbayern aufgewachsen bin: Wie kann man das Dorfleben erhalten? Wie begegnet man dem Nachwuchsproblem in Chören, Blaskapellen und Vereinen? Mit welchen Konzepten kann man ortsbildprägende Gebäude erhalten? Wie kann man seinen Ort aktiv mitgestalten? Wie erhalten wir den Dialekt?
Welche Ziele hast Du bei Deiner neuen Aufgabe?
Mir geht es auch darum, möglichst viele junge Menschen für Volksmusik zu begeistern und Talente zu fördern. Dafür bedarf es einer großen gemeinsamen Anstrengung aller, die junge Menschen ausbilden: Pädagogen, Musiktreibende, Ministerien, Hochschulen und Behörden. Konkret sehe ich meine erste Aufgabe darin, die vielen erfolgreichen Maßnahmen der Abteilung Volksmusik mit aller Kraft zu unterstützen und, wo noch möglich, weiterzuentwickeln. Ich will vom ersten Tag an ein offenes Ohr haben für all jene, denen die Volksmusik am Herzen liegt.
Sebastian Gröller
Wer bist Du?
Ich bin Sebastian Gröller (*1993) und komme aus Arnbruck, das liegt im wunderschönen Zellertal im bayerischen Wald. Da habe ich viele niederbayerische Bräuche und Kultur erfahren, aber auch meinen Oberpfälzer Einschlag her. Jetzt wohne ich in München.
Wie bist Du zur Volksmusik gekommen?
Von Kind auf habe ich Volksmusik bei mir daheim miterlebt, vor allem von meinem Vater, der jeden Mittwochabend mit seinem Viergesang in der Stubn geprobt hat. Ich saß oft einfach daneben und habe gelauscht. Auch meine beiden älteren Brüder haben schon musiziert, da konnte ich noch nicht mal eine Trompete halten. Mit Zither und Steirischer haben die beiden mich dann begeistert und dann hat‘s nicht mehr lang gedauert, bis ich mir ebenfalls ein paar Instrumente aneignen durfte.
Was spielst Du?
Ich spiele ziemlich vieles so halb gut, hängengeblieben bin ich irgendwann bei den Blechblasinstrumenten, mit der Trompete als meinem Hauptinstrument – was ich dann auch irgendwann studiert habe – bis hin zu meiner buchstäblich großen Liebe: der Tuba.
Was ist für Dich Volksmusik?
Erst kürzlich habe ich wieder mal mit meinen beiden Brüdern unsere „alten” Hits gespielt. Mir fällt mittlerweile auf, dass das, was wir spielen, selten Musik aus unserer Region ist. Aber wenn ich mit meinen Brüdern spiele, empfinde ich das als Volksmusik, egal was es ist. Wir spielen schon so lange zusammen, kennen uns, gehen aufeinander ein. In keinem Gespräch verstehen wir uns so gut, wie beim Musikmachen. Das ist eine Ebene, auf der man sich ganz anders verbindet. Das geht mit Geschwistern, Freunden oder auch mit Fremden.
Woher kennst Du Alois?
Beim jährlichen Hoffest in Stockau (Lkr. Amberg-Sulzbach) von unserem guten Freund Wastl Meier haben G.Rag und die Landlergschwister gespielt, so gegen 2020. Da durfte ich an der Trompete aushelfen und hab den Alois kennengelernt als den „Einzähler“ der Band. Ab und zu hat er dann mit dem Finger auf mein Knie getippt, dann musste ich ein Solo spielen. Seitdem habe ich immer öfter mitgespielt und wir haben einander bald ins Herz geschlossen.
Was ist der Landesverein für Dich?
Für mich ist der Landesverein eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Er hält Traditionen und Bräuche am Leben und vermittelt sie weiter, damit sie auch in einer globalisierten Welt Platz finden. Er sorgt dafür, dass wir uns erinnern, wo wir herkommen. Das ist für eine bunte und vielfältige Welt ebenso wichtig wie zum Beispiel die LGBTQ+ Bewegung.
Welche Ziele hast Du bei Deiner neuen Aufgabe?
In meiner Jugend ist die Seminar-Welt der Volksmusik leider etwas an mir vorübergegangen. Beim bayerischen Dreiklang in Herrsching und beim Seminar des Bezirks Oberpfalz in Waldmünchen habe ich dann bemerkt, wie viel Freude und Spaß am Spielen, Singen und Tanzen die junge Generation hat. Das ist eine Welt, in der sich Fremde begegnen und mit der Zeit Freunde fürs Leben werden. Es ist schade, dass ich das in meiner Jugend versäumt habe. Ich möchte das Angebot noch erweitern und mehr Menschen, vor allem die junge Generation, in den Genuss unserer wunderbaren und inklusiven Volksmusik bringen.