Pressemitteilung: Für eine neue Baumoral

„Schönberger Erklärung“: Landesverein für Heimatpflege unterzeichnet Resolution gegen Flächenfraß

Häuser und Geschäfte in den Zentren bayerischer Städte und Gemeinden stehen leer – gleichzeitig wachsen die gleichen Orte mit Gewerbe- und Neubaugebieten in die Landschaft hinaus. Um diese Entwicklung zu stoppen und ein neues Verständnis für Baukultur auf den Weg zu bringen, hat der Bayerische Landesverein für Heimatpflege am Wochenende mit anderen Verbänden die „Schönberger Erklärung“ unterzeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Resolution mit konkreten Forderungen, die dem Flächenfraß und dem Veröden von Ortszentren Einhalt gebieten.

Bei einer vom Bezirk Niederbayern veranstalteten Tagung mit dem Titel „Erfolgreiche Innenentwicklung im Ländlichen Raum“ in Schönberg (Landkreis Freyung-Grafenau) unterzeichnete der Landesverein das Sechs-Punkte-Papier zusammen mit dem Bezirk selbst, mit der Präsidentin der Bundesarchitektenkammer Andrea Gebhard und dem bayerischen Landesverband des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten. Vertreter der Verbände überreichten ihre „Schönberger Erklärung“ an Staatsminister Christian Bernreiter (CSU), der in einem Impulsvortrag zur Tagung selbst als Ziel ausgegeben hatte, leere Gebäude zu reaktivieren. Dazu bräuchten die Gemeinden wieder das kommunale Vorkaufsrecht, dafür setze er sich ein.

Laut der „Schönberger Erklärung“ ist „eine aktive Bodenpolitik“ der Kommunen notwendig. Nach der Devise „Innen statt Außen“ soll das Bewusstsein für die Bedeutung der baulichen Identität der Orte geschaffen und eine Wertschätzung der Baukultur gefördert werden. Damit das „Weiterbauen des Bestehenden“ Vorrang bekomme vor Abriss und Neubau, seien unter anderem Anreize durch das Einkommensteuergesetz zu schaffen, indem bessere Absetzungsmöglichkeiten unbürokratisch in Dorf- und Kerngebieten zu gewähren seien.

Eine zentrale Forderung der „Schönberger Erklärung“: Die Bayerische Bauordnung brauche eine Reform, denn noch erschwere sie „deutlich den Erhalt und die Weiterentwicklung des Bestandes“. Das Entwickeln und Optimieren von Altbauten finanziell zu unterstützen und gleichzeitig Förderungen für Neubauten zu kürzen, sei auch im Kommunalen Wohnraumförderungsprogramm dringend erforderlich. Zudem solle im Denkmalschutzgesetz die Denkmaldefinition in Artikel 1 um die Attribute „sozial“ und „identitätsstiftend“ erweitert werden. „Eine solche Begriffserweiterung würde Bauherrinnen und Bauherren den Zugang zu Fördermitteln erleichtern – ein weiterer Anreiz für Investitionen in Ortskerne“, betont der niederbayerische Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, gleichzeitig Vorsitzender des Landesvereins für Heimatpflege.

Bei der Tagung in Schönberg waren neben Minister Bernreiter Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker ebenso vertreten wie Stadtplanerinnen und Stadtplaner. Der Architekt Manfred Brennecke stellte ein zukunftsweisendes Wohnprojekt aus dem oberbayerischen Münsing vor. Niederbayerns Bezirksheimatpfleger Dr. Maximilian Seefelder führte Beispiele einer erfolgreichen Sanierung von Denkmälern vor, die schon dem Abriss geweiht waren.

„Wir brauchen jetzt eine neue Bau-Moral“, sagte Dr. Rudolf Neumaier, der Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege. Ein Umdenken beim Bauen garantiere nicht nur eine deutliche Minimierung beim Energieverbrauch. „Auch der Flächenfraß ließe sich deutlich reduzieren.“

 

Bildmaterial:

Bildunterschrift: (v.l.n.r.) Dr. Rudolf Neumaier, Dr. Olaf Heinrich, Christian Bernreiter, Manfred Brennecke und Jakob Oberpriller.

Bildautorin: Manuela Lang.

 

Ansprechpartner:

Dr. Rudolf Neumaier

Geschäftsführer des Landesvereins

 

Dr. Vinzenz Dufter

Referent für Baukultur im Landesverein

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