Pressemitteilung: Heimat in Zeiten des Wandels
Landesverein für Heimatpflege startet großangelegte Erhebung zur Alltagskultur in Bayern
Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege hat sein größtes Umfrage-Projekt seit 120 Jahren gestartet. Es heißt „Heimat Bayern im Wandel“ und soll die vielfältigen kulturellen Praktiken und Lebensweisen in Bayern dokumentieren und analysieren. Mit diesem Vorhaben knüpft der Verein an eine historische Erhebung aus den Jahren 1908/09 an; sie dient bis heute als bedeutende Quelle für kulturhistorische und heimatkundliche Forschungen in Bayern.
Wer sich an dieser Umfrage beteiligen will, kann sich über die Internet-Seite https://www.heimat-bayern.de/Umfrage.html an den Landesverein wenden. Kompetente Interviewpartner, die sich für das Beantworten des Fragenkatalogs Zeit nehmen, sind erwünscht.
„Mit dem Projekt setzen wir einen wichtigen Impuls, um die kulturelle Vielfalt und den Wandel in Bayern zu dokumentieren und für zukünftige Forschergenerationen zu bewahren und nutzbar zu machen“, sagt Dr. Rudolf Neumaier, Geschäftsführer des Landesvereins. Die Umfrage wurde mit namhaften Expertinnen erstellt: Prof. Dr. Daniel Drascek, Chef des Instituts für Volkskunde, München, und dessen Mitarbeiter, Prof. Dr. Heidrun Alzheimer, Lehrstuhl für Ethnologie, Uni Bamberg, Jun.-Prof. Dr. Simone Egger, Kulturwissenschaftlerin, Universität des Saarlandes, und der schwäbische Bezirksheimatpfleger Christoph Lang.
Das Fragenkonzept „Heimat Bayern im Wandel“ umfasst acht Themenkomplexe, darunter Bräuche und Kulturerbe, Ernährung und Konsumverhalten, Kleidung und Tracht, Glaube, Kunst und Musik, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Freizeitverhalten sowie Natur und Landschaft. Die Befragung beginnt mit offenen Fragen zum Heimatverständnis und fokussiert sich dann auf individuelle Erfahrungen, aber auch überregionale Einschätzungen. Dabei werden auch aktuelle Veränderungen und Herausforderungen thematisiert. „Unser Ziel ist es, mit der aktuellen Erhebung eine neue, langfristig nutzbare Datenbasis zu schaffen, die sowohl in die heimatpflegerische Arbeit einfließen als auch der Wissenschaft zur Verfügung gestellt wird“, so Michael Ritter, der im Landesverein für die Projektkoordination zuständig ist.
Für die bayernweite Umfrage hat der Landesverein zwei Stipendiatinnen und zwei Stipendiaten gewonnen. Sie fahren durch alle Landkreise des Freistaats, besuchen dort ihre Gesprächspartner und zeichnen die Gespräche auf. Die Stipendien dieses drei Jahre laufenden Projektes werden von der Stiftung „Mensch und Schöpfung – Otto und Therese Stumpf Stiftung“ finanziert. Dr. Johannes-Baptist Empl, der Vorsitzende des Vorstands der Stiftung, sagt: „Wir freuen uns, mit dem Landesverein für Heimatpflege eng zusammenarbeiten zu dürfen. Hierin sehen wir eine fruchtbare Partnerschaft zur Erfüllung unseres Zwecks, die bayerische Kunst und Kultur qualitativ und zukunftsfähig zu fördern. Der Landesverein bringt die Expertise, die räumliche Tiefe und das wichtige Netzwerk mit, um wertstiftende Projekte für Bayern ins Leben zu rufen. Der wissenschaftliche Bezug liefert zudem die aus unserer Sicht notwendige Objektivität. Diese Synergie trägt dazu bei, verantwortungsvoll das Vermögen der Stifter Otto und Therese Stumpf in ihrem Sinne zu verwenden.“
Mehr als 100 Jahre nach der ersten bahnbrechenden Erhebung sieht der Bayerische Landesverein für Heimatpflege erneut die Notwendigkeit für eine umfassende Bestandsaufnahme der Alltagskultur. Im frühen 20. Jahrhundert machte der damals noch unter dem Namen „Bayerischer Verein für Volkskunst und Volkskunde“ bekannte Landesverein die erste große volkskundliche Erhebung in Bayern. Die damalige Umfrage umfasste rund 400 Einzelfragen zu Themen wie Bräuche, Nahrung, Kleidung, Wohnung und Mundart. Die gesammelten Daten aus 598 Orten in ganz Bayern bieten bis heute einzigartige Einblicke in die materielle und immaterielle Alltagskultur der bayerischen Bevölkerung jener Zeit.
Ihre Ansprechpartner im Landesverein:
Michael Ritter, Referent für Brauch, Tracht, Sprache
michael.ritter@heimat-bayern.de
Tel. 089 286629-14
Dr. Daniela Sandner, Referentin für Heimatpflege, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
daniela.sandner@heimat-bayern.de
Tel. 089 286629-24